Motivation gesucht
Ich habe diesen Monat wirklich überlegt, einfach keinen Tagebucheintrag zu veröffentlichen. Schließlich liest den momentan eh noch niemand, ich wusste nicht, was ich schreiben soll und hatte schlicht keine Lust. Um genau zu sein, hatte ich auf gar nichts Lust.
Es ist wieder Mal eine dieser Phasen, in denen ich am liebsten im Bett bleiben oder zumindest den ganzen Tag auf dem Sofa dödeln möchte und in der mir schon die kleinsten Tätigkeiten unwahrscheinlich viel Kraft rauben.
Zu allem Überfluss kann ich mich in diesen Phasen häufig nicht auf das Schreiben konzentrieren. Sobald meine Augen das weiße Blatt fokussieren, driften die Gedanken ab. Wobei das auch auf die meisten anderen Aufgaben zutrifft.
Du siehst also ich habe einiges an Kraft aufgewendet, um diesen Text zu schreiben. Und ich bin persönlich sehr stolz darauf, es durchgezogen zu haben. Es ist ein kleiner Sieg.
Dennoch bleibt Motivation erst einmal Mangelware, fürchte ich.
Daher ist es ganz gut, dass mein Roman momentan bei meiner „Lektorin“ liegt. Oder ist das vielleicht der Grund für meine Energielosigkeit?
Wer weiß. Aber es bringt auch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Manchmal muss man sich selbst zugestehen, dass man eine Pause von … ja, eigentlich von allem braucht. Sich Vorwürfe zu machen ist kontraproduktiv. Und doch tue ich es immer wieder und suche nach Lösungen.
Ich habe beispielsweise überlegte ein neues Projekt zu starten. Genug Ideen habe ich in meinem Kopf und genau genommen auch schon ein paar Szenen für zwei Geschichten, die vermutlich etwas umfangreicher werden.
Aber dann denke ich, wenn ich mich in dieser Zeit wieder ans Überarbeiten meines aktuellen Projektes mache, muss ich mich komplett umstellen. Das ist wahrscheinlich nicht besonders zielführend. Da fahre ich mich kürzeren Texten erst einmal besser. Und es ist schließlich auch nicht so, dass mir dafür die Ideen fehlen … Inspiration ist nur leider nicht das gleiche, wie Motivation.
Ein großer Schritt für mich…
Ich fiebere jetzt schon dem Sommer entgegen, wenn wieder der Schreibkurs bei Jesse stattfindet. Diese Zeit war für mich immer besonders und hat mich mit so viel Energie versorgt, dass ich nicht mal mehr essen oder schlafen musste, solange der Kurs lief. Zumindest nicht viel…
Ich weiß, nicht sonderlich gesund, aber die eine Woche im Jahr, gönne ich mir das.
Außerdem ist es auch Jesses Elan, der mich jedes Mal ansteckt. Sie hat so eine emotionale und leidenschaftliche Art, die einen als Schriftsteller einfach nicht kalt lassen kann.
Sie predigt ein bisschen, aber das ist in Ordnung, denn ihr Ideal ist, dass Autoren einander immer unterstützen sollten. Wir sollten uns gegenseitig feiern, hat sie mal gesagt, weil es ja sonst niemand tut.
Leider sehen das nicht alle Mitglieder der schreibenden Zunft so. Zwar habe ich aus diesen Kreisen auch Lob und Interesse erhalten, als ich von meiner Idee berichtet und die Website gezeigt habe, doch genauso wurde ich belächelt und als Träumer abgestempelt.
Das ist schade, aber in Ordnung, denn irgendwie stimmt es. Ich bin ein Träumer. Und ich finde, das ist die eine Voraussetzung, die ein Schriftsteller mitbringen sollte.
Wenn wir nicht Träumen, wo kommen dann die Geschichten her?
Außerdem habe ich das alles nicht für diese Leute gemacht. Für sie ist es vielleicht albern oder unprofessionell, aber für mich war und ist es etwas Großes.
Und am Ende mache ich das hier schließlich für mich.
Der Nachteil an Dingen, die man nur für sich selbst tut, ist, dass auch die Motivation aus einem selbst kommen muss. Und das gestaltet sich, wie schon erwähnt, gegenwärtig schwierig.
Als ich an den Kurs gedacht und mich danach gesehnt habe, ist mir aber etwas eingefallen. Eine Aufgabe, die Jesse uns einmal gestellt hat und die ich nur empfehlen kann, wenn man als Schreiberling mal wieder das Gefühl hat, alles ist zu viel.
Schreibt auf, warum ihr schreibt. Das klingt einfach, aber es wirkt Wunder.
Natürlich darf man das nicht nur mit einem Satz beantworten. Man muss genau ausführen, was das Schreiben für einen selbst bedeutet, was es zu etwas Besonderen oder gar dem wichtigsten im Leben macht.
Wenn man das aufschreibt, wird die Glut des eigenen Feuers wieder heißer werde, bis die erste Flamme daraus hervor züngelt.
Und als kleine Inspiration werde ich dir jetzt verraten, was das Schreiben für mich besonders macht:
Warum ich Schreibe
Diese Frage habe ich vor drei Jahren so beantwortet:
“Ich habe angefangen, zu schreiben, als ich zwölf war. Ich habe damals einen Traum gehabt, in dem ein Kobold unsere Küchenschubladen durchstöberte, und bin von einem kratzenden Geräusch aufgewacht. Ich hatte daraufhin Angst in die Küche zu gehen und nachzusehen, weil mein Traum genauso begonnen hatte. Und so begann dann auch meine erste Geschichte.
Es ging um ein Mädchen, dass sich in ihrem tristen Alltag mehr Magie wünschte und dem das gar nicht bewusst war. Diese Mädchen war ich.
Und ich bin es heute noch.
Ich bin seitdem immer wieder auf diese Weise in andere Welten geflohen. Ich habe mir meine eigenen magischen Orte geschaffen, die ich immer dann besuchen konnte, wenn mir die Wirklichkeit zu viel wurde, wenn ich wieder von zynischen Gedanken und von einem Gefühl der Hilflosigkeit erfasst werden oder wenn ich mich wieder allein fühlte.
In meinen Geschichten bin ich nie allein. Meine Figuren sind Helden, die mir zur Seite stehen, während sie gegen noch größere Mächte kämpfen. Sie kämpfen, obwohl ihre Chancen schlecht stehen und selten enden ihre Geschichten glücklich, aber sie lassen sich nicht beirren. Sie machen mir Mut.
Sie verleihen meinem Leben einen Funken, eben die Magie, die ich als ich langsam erwachsen wurde, immer mehr vermisst habe. Sie helfen mir auch in meinem Alltag wieder die kleinen magischen Momente zu erkennen, die man in dem ewigen Trott so oft übersieht.
Sie lassen mich wieder ein Kind sein. Unbeschwert und glücklich. Und sei es nur für eine kurze Stunde.”
Das trifft auch heute noch zu. Und die Quelle dieser Magie, das ist mir heute bewusster als damals, waren und sind immer Geschichten gewesen.
Geschichten sind etwas Elementares, etwas, das die Menschen schon lange begleitet. Früher haben sie vielleicht Moral vermittelt, Regeln, Umgangsformen und auch heute tun sie das in gewisser Weise. Aber vor allem, regen sie zum Träumen an. Träume von einer besseren Welt, von einer magischeren Welt.
Sie schenken uns eine Freiheit, die wir in der Realität nicht finden können. Sie sind größer als die Realität. Und selbst in den schlimmsten Momenten geben sie uns etwas, an dem wir festhalten können, das unsere Schmerzen, unsere Entbehrungen vielleicht erträglicher macht.
Sie lehren uns Empathie, lassen uns mitfiebern mit Charakteren, die wir nie getroffen haben und doch besser kennen als sie sich selbst.
Sie sind Tor in andere Welten, regen unsere Fantasy an und geben mir persönlich ein Gefühl von grenzenloser Freiheit.
Fantasy ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein
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